Talks on hot topics: Die Vorträge und Diskussionen an unserem diesjährigen Kundentag drehten sich allesamt um Themen, die unsere Branche gerade ganz besonders umtreiben. Vom Anlageverhalten in der Niedrigzinsphase über die (Un-)Möglichkeiten bei der Vorhersage von Portfolio-Entwicklungen bis zum aktuellsten Herausforderung der Finanzwelt: dem Thema ESG.
Digitaler Service vs. Real World Consulting
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Dr. Lothar Jonitz, CEO von tetralog und einem kleinen „who’s who“quer durch die etwa dreißigköpfige Runde, eröffnete Norbert Gellert von Gellert Consulting den Tag als Sprecher mit Regionalbank-Perspektive. Er sprach über die Chancen und Herausforderungen im Niedrigzinsumfeld und stellte dabei auch die Strategie vieler Banken infrage, sich immer mehr aus der Fläche zurückzuziehen und Services in den digitalen Raum zu verlagern. Denn gerade auch bei den Regionalbanken geht es sehr stark um Vertrauen – und das lässt sich nirgendwo besser aufbauen als bei einer Begegnung in der echten Welt und im direkten Austausch mit einem Berater aus Fleisch und Blut.
Kunden statt Mystery-Shopper: Analyse auf Basis echten Daten
Einen Blick hinter die Kulissen einer groß angelegten Studie gewährte uns anschließend Dr. Andreas Ritter, CEO beim IVA. Denn 2018 führte das Institut für Vermögensverwaltung gemeinsam mit der Zeitschrift Capital eine großangelegte Studie zur Leistung unabhängiger Vermögensverwalter durch – und zwar erstmals auf Basis realer Depotdaten. Über 19.000 reale Kundendepots wurden an vier Quartalsstichtagen überprüft und in drei verschiedene Depotklassen unterteilt. Mit dem Ergebnis, dass jene Verwalter, die Portfolios gut strukturieren, hochwertige Produkte einsetzen und die Kosten niedrig halten langfristig die beste Performance erzielen.
Was haben Portfolio-Analysen mit dem Wetter zu tun?
Von der Präzision einer Studie mit echten Datensätzen wagte Dr. Peter Tigges, CPO bei tetralog, anschließend den Sprung ins Thema Vorhersagen unter Ungewissheit. Mit einem Augenzwinkern in Form einer Analogie zur Wettervorhersage demonstrierte er, wieviel Vorsicht im Umgang mit unsicheren oder fehlenden Informationen geboten ist. Mit Hilfe einer in Echtzeit beobachtbaren Monte-Carlo-Simulation demonstrierte er zudem praxisnah, wie sich unterschiedliche Szenarien der Portfolio-Entwicklung greifbar machen und für den Endkunden nachvollziehbar visualisieren lassen.
Nachhaltiges Investment: Chance oder Show?
Sarah Widderich, Analystin bei tetralog, machte dann den ersten Schritt hinein in das Thema, das in der Finanzwelt gerade besonders heiß diskutiert wird: die Frage nach dem Potential von nachhaltigem Investment im Kontext der ESG Richtlinien. Im Rahmen einer eigens konzipierten Studie entwickelte sie einen Algorithmus, der Unternehmen nach dem Kriterium „Best in Class“ identifizierte – und wies dabei nach, dass eine positive ESG Bewertung durchaus eine echte Chance für die positive Entwicklung und Bewertung von Unternehmen darstellen kann.
Absolut oder differenziert? Die Frage nach Reichweite von ESG Kriterien
Zum Abschluss des Tages sprach Dr. Gabriel Layes, Managing Consultant beim IVA , über seine Erfahrungen mit der ESG Integration in der Praxis. Dabei thematisierte er nicht nur den Umgang mit den gewaltigen Datenmengen, die im Zuge einer Bewertung gesammelt und ausgewertet werden müssen, sondern stellte auch die Frage ins Zentrum seines Vortrags, wie absolut ESG Kriterien anzuwenden sind – ganz besonders bei Unternehmen, die mit vielen unterschiedlichen Dienstleistern und Kooperationspartnern arbeiten.
AGENDA TETRALOG TALKS 2019, Montag, 30. September 2019
Norbert Gellert, Banker und Berater, Gellert Consulting
Niedrigzinsumfeld: Betrachtungen aus Sicht einer Regionalbank
Dr. Andreas Ritter, CEO, IVA AG
Eine großangelegte Analyse realer Kundenportfolios von unabhängigen Vermögensverwaltern
Dr. Peter Tigges, CPO, tetralog systems AG
Vorhersagen unter Ungewissheit: Portfolio-Szenario-Analysen mit Monte-Carlo-Simulation
Sarah Widderich, Analyst, tetralog systems AG
Nachhaltiges (ESG) Investment: Chance, Kostenfaktor oder alles nur Show?
Dr. Gabriel Layes, Managing Consultant, IVA AG
ESG-Integration in der Praxis: Ein Erfahrungsbericht und ein Ausblick auf die EU-Taxonomie
Das Abstract zu den tetralog talks
Mehr Austausch und Diskurs in Zeiten des Umbruchs
In der geschäftlichen Welt findet Kommunikation ja vornehmlich in institutionalisierten Kanälen und Formen statt. Da gibt es Meetings, Calls, Chat-Rooms, Memos, Powerpoint-Präsentationen und natürlich den seit mindestens 10 Jahren notorisch überlasteten Kanal E-Mail. Merkwürdigerweise scheint die Substanz dessen, was beredet wird, umgekehrt proportional abzunehmen, je mehr vornehmlich digitale Kanäle zur Verfügung stehen. Auf welcher Ebene findet im Tagesgeschäft überhaupt die Auseinandersetzung mit den übergeordneten Themen statt? Gedanken zur Innovation des eigenen Produkts oder zur großen strategischen Richtung? Wie kriegt man von Zeit zu Zeit den Perspektivwechsel aus der eigenen Betriebsblindheit zu Wege? Da gibt es Mittel und Wege, und es ist eigentlich gar nicht so schwer: neuen Input. Food for thought. Austausch mit Gleichgesinnten. Und ein Ortswechsel.
Seit mittlerweile 10 Jahren laden wir genau zu diesem Zweck immer im Herbst unsere Kunden und Partner, sowie Freunde des Hauses nach München ein. Früher eher lapidar »Kundentag« genannt, hat sich aus dieser Veranstaltung nicht nur eine schöne Tradition (inklusive Oktoberfestbesuch) entwickelt, sondern ein kontinuierliches Format für echten Austausch und Diskurs zu Veränderungen im Bankgeschäft.
Wir freuen uns, wenn Sie nächstes Jahr wieder dabei sind!